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Erinnerungen an die Eröffnungsfeier des Deutschen Turnfestes 1990 in  Dortmund/Bochum und der Übungs- und Vorbereitungszeit aus der Sicht von Stephan  Bürger.

Irgendwann im Oktober 1989 wurde ich vom Übungsleiter, Günter Schröder,  angesprochen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, einen Übungsleiterlehrgang  über 2 Tage in der Landesturnschule Oberwerries mitzumachen. Zu dieser Zeit  hatte ich keine Ahnung, wie so etwas abläuft und ich wusste auch noch nicht,  dass dieser Lehrgang etwas mit dem Deutschen Turnfest 1990 zu tun hatte. Nachdem  ich auf meine skeptischen Fragen, nach dem Ablauf einer solchen Veranstaltung  großzügig getröstet wurde, wie lockeres Beisammensein, gutes Klima und Essen,  Haus mit hotelähnlichem Charakter, schwanden meine Bedenken etwas, und ich  erklärte mich bereit, die Sache einmal mitzumachen.
Die Veranstaltung war auf den 17.-18. November 1989 terminiert und so fuhren wir  mit dem Auto am Morgen des 17. November nach Oberwerries. Nachdem wir vom  Landesmännerturnwart Dieter Bachmann begrüßt worden waren, erfuhr ich erstmalig,  dass diese Veranstaltung der Anfang zu den Vorbereitungen von Eröffnung und  Abschluss des Deutschen Turnfestes 1990 in Dortmund und Bochum sei sollte. Na  ja, dachte ich, das ist ja noch so weit weg und ich sah die Sache erst einmal  als unverbindlich für mich an. Die einzelnen Programmteile von Eröffnung- und  Abschlussveranstaltung wurden vorgestellt und die Anzahl der Akteure, die dabei  gebraucht würden und sich im Verlaufe der verbleibenden Zeit bis dahin  vorbereiten sollten, wurden genannt. Nach dieser Ansprache ging es gleich in die  Turnhalle zum Üben. Hier wurde erst einmal festgestellt, für welche Disziplinen  sich denn die einzelnen Teilnehmer überhaupt eignen und interessierten. Nun  waren ja bei diesem Lehrgang nur etwa 40 Übungsleiter anwesend, und es wurden ja  noch Hunderte von Akteuren gebraucht, wie sollte das gehen, wie und wann sollten  die ganzen Programmteile einstudiert werden? Aber warum sollte ich mir Gedanken  darüber machen, es konnte mich ja letztendlich keiner zwingen, die ganze Sache  mitzumachen, und ich muss ehrlich sagen, wenn ich diesen Hintergrund vorher  gekannt hätte, ich wäre vermutlich gar nicht mitgefahren, aber nun musste ich  zumindest diese Veranstaltung mitmachen. Nach der Mittagspause kam eine Dame,  die uns als Frau Mildenberger-Schwirtz vorgestellt wurde. Nach dem Essen und  einem Spaziergang durch die einsame Umgebung ging es wieder in die Turnhalle und  unter der Leitung von Frau Mildenberger-Schwirtz wurde erst einmal ein  20-Minuten-Aufwärm-Ärobic-Training absolviert, nachdem wir eigentlich schon ins  Bett gehört hätten, da wohl kaum einer von uns diese scharfe Gangart gewöhnt  war. Danach wurden die ersten Programmteile bis zum Abendbrot geübt. Nach dem  Abendbrot ging es wieder in die Halle bis 20.00 Uhr, weitere Einheiten wurden  geübt. Anschließend Diskussion über Rekrutieren von weiteren Mitstreitern und  die terminliche Bereitstellung von notwendigen Sportgeräten und Bekleidung für  das große Ereignis. Im Verlaufe des weiteren Abends kam es zu einer  ausgelassenen schönen Feier, die mir schon wesentlich besser gefiel. Irgendwann  bin ich dann zu Bett gegangen und habe im kleinen, aber schönen Doppelzimmer,  gut geschlafen. Nach dem Frühstück am anderen Morgen wieder bis zum Mittag in  die Halle zum Üben. Nach dem Mittagessen, Versehen mit den nächsten Terminen und  Verabschiedung. Auf der Heimfahrt stellte ich dann fest, dass die Sache doch  ganz schön gewesen war, und ich entschloss mich, zwar noch mit inneren  Vorbehalten, noch nicht abzuspringen.
Der nächste Termin war der 14. Januar 1990 in der Turnhalle Witten-Herbede, auch  hier noch eine sehr bescheidene Beteiligung, flehentliche Appelle an die  Teilnehmer, mehr Mitstreiter zu werben. Am 24. Februar 1990 übten wir erstmalig in der Dortmunder Westfalenhalle 3, die  sehr schmutzig und stickig war, und die ersten 3 neuen weißen Tücher, die uns  zur Verfügung standen, wurden schon arg verschmutzt. Die provisorisch  installierte Lautsprechereinrichtung war kaum brauchbar. Fazit: Die Stimmung war  mies, und das Ergebnis schlecht. 29. April 1990 erster Übungstermin im Dortmunder Westfalenstadion mit schon  wesentlich besserer Beteiligung bei schönstem Wetter. Die Stimmung war gut, und  das Gefühl von Fortschritt kam langsam auf. Inzwischen war ich doch schon soweit  mit der Sache verwachsen, dass ich eigentlich nicht mehr aussteigen wollte oder  konnte. 1. Mai 1990 Westfalenstadion, wieder Traumwetter, ein buntes Durcheinander.  1.000 oder mehr Menschen, fast ausschließlich Frauen, Mädchen und Kinder übten  ihre Programmteile. Unsere stolze Männergruppe machte nur einen Bruchteil aus,  und unsere Sollzahl für die Veranstaltung war lange noch nicht in Sicht. Die  Übungen mit den 8 großen Tüchern, die nun vorhanden waren, konnte nur mit 4  Tüchern durchgeführt werden. Zum Abschluss wieder flehentliche Appelle, mehr  Teilnehmer zu werben, damit die ganze Veranstaltung nicht zur Katastrophe würde.  Mit dem Übungserfolg war es auch noch nicht weit her. Inzwischen voll in die  Sache eingestiegen, machte ich mir ernstlich Sorgen um das Gelingen des  Vorhabens. Am 6. Mai 1990 Sonntag von 10.00 - 20.00 Uhr war Hauptprobe im Westfalenstadion.  Das Wetter war wieder beängstigend schön, und ein Wunder schien geschehen zu  sein, es fanden sich annähernd so viele Männer ein, wie benötigt wurden, so dass  erstmals mit allen Tüchern geprobt werden konnte. An diesem Sonntag konnten alle  drei Programmteile, an denen wir beteiligt waren, es waren dies, Visionen-Tücher,  Westfalen-Segeln und Erinnerungen-Doppelbälle, voll durchgezogen werden. Indes  schien die Harmonie mit den Tüchern noch nicht sehr ausgeprägt gewesen zu sein,  kein Wunder mit den vielen Leuten, so dass für den 20. Mai 1990 eine Sonderprobe  angeordnet wurde.
20. Mai 1990 Sonderprobe-Tücher im Westfalenstadion, diesmal mit gutem Erfolg  absolviert. Am Samstag 26. Mai 1990 ging es mit doch etwas mulmigem Gefühl zur Generalprobe  nach Dortmund, zum ersten Mal vor offiziellem Publikum und Presse. Inzwischen  hatten wir unsere Galabekleidung erhalten, dies war ein weißer Anzug mit  stratossilbernen Streifen, der so groß war, dass er bei einer werdenden Mutter  im 9. Monat, deren Zustand völlig verborgen hätte. Typ: Sloggy long-long. Des  weiteren wurde ein super enges Beinschlusstrikot in rot-blau mit einer roten  Jogginghose verabreicht, sehr körperbetont. (Typ: Body-Stocking). Es herrschte  organisatorisch und ablauftechnisch ein ziemliches Chaos, denn das gesamte  Eröffnungsprogramm wurde mit allen Beteiligten und in der vorgesehenen  Reihenfolge genau nach Zeitplan durchgeprobt. Die inneren Sicherheitszäune waren  abgebaut, und alle Beteiligten mussten sich unter den Rängen im Innenraum  während der Veranstaltung aufhalten und umziehen. Kleiderwechsel auf engstem  Raum. Wenn die weißen Anzüge angelegt waren, konnten wir nicht mehr zur Toilette  gehen, da der Anzug einteilig war und Mitte Rücken mit einem Reißverschluss  geschlossen war. Es wurde im Laufe des Abends bitterkalt, und wir froren in der  Wartephase, ca. 50 min., in unseren dünnen Kostümen erbärmlich. Nach Beendigung der Generalprobe war eigentlich für keinen Beteiligten,  einschließlich Organisatoren, vorstellbar, dass die Premiere am nächsten Tag  eine Galavorstellung werden könnte, zuviel musste korrigiert und wiederholt  werden und klappte dann immer noch nicht. Nun war keine Zeit mehr und mit  heimlichen Zweifeln und der Hoffnung, dass sich am anderen Tag jeder voll  konzentriert, denn wie ein altes Sprichwort besagt, "nach einer verpatzten  Generalprobe folgt eine glänzende Premiere", traten wir die Heimreise an.
Sonntag 27. Mai 1990, der Tag des großen Ereignisses war da, am Morgen noch  einmal zuhause geübt, um 17.00 Uhr mit einem Gevelsberger Turnverein im Bus  Richtung Dortmund gefahren. Schicksal nimm deinen Lauf! Auch an diesem Sonntag phantastisches Wetter, unser Bus wurde auf einen der  großen Busparkplätze dirigiert, wo schon viele Busse aus ganz Deutschland und  anderen europäischen Ländern standen. Auf dem Weg zum Westfalenstadion wurde es  schon eng, denn obwohl es noch früh war, strömten schon Tausende Turnfreunde in  Richtung Arena. Treffpunkt war erst einmal der Vorplatz, da wir jeder eine  Anstecknadel bekommen hatten, konnten wir durch die seitlichen Eingänge ins  Stadion gelangen. Hier war schon ein Gedränge wie auf der Cranger Kirmes.  Apropos Kirmes, vor dem Stadion war eine bunte Budenstadt aufgebaut, wo man fast  alles bekommen konnte vom Souvenir bis zum Spanferkel. Die einzelnen Turnvereine  sammelten sich mit ihren Vereinsstandarten im alten Stadion Rote Erde für den  Aufmarsch. Unseren Platz im Innenraum kannten wir ja. Letzte Anweisungen und  Absprachen gab es, die Gedächtnisblätter wurden nochmals durchgelesen, und das  Stadion füllte sich mehr und mehr. Der Ordnungsdienst hatte alle Hände voll zu  tun, die Menschen zu verteilen. Es herrschte schon eine tolle Stimmung auf den  Rängen, die sich ständig steigerte und sich in Laola-Wellen mit lautem Jubel  ausdrückte. Die Atmosphäre steckte alle an und auch ich war sehr beeindruckt.  Endlich lief der Countdown, die Ansprachen von Bundespräsident von Weizäcker,  Minister Wallmann, den Oberbürgermeistern von Dortmund und Bochum sowie dem  Präsidenten des Deutschen Turnerbundes, die die Freude über das erste gemeinsame  Turnfest zwischen Ost und West nach dem zweiten Weltkrieg zum Ausdruck brachten,  wurden mit Begeisterung aufgenommen. Unser erster Auftritt stand bevor. Nach der  Eröffnung wurde das Programm gestartet, der Einmarsch der Vereinsabordnungen mit  ihren Standarten, die ersten bunten Bilder mit Musik, Artistik und Tanz wurden  mit großem Beifall der ca. 60.000 Menschen honoriert. Wir, die Männer, segelten  im Bild Westfalen mit unseren fiktiven Segelbooten über die mit vielen Folien  dargestellten Seen an grünen Wäldern und Inseln, von vielen Frauen und Mädchen  mit Pappbäumen dargestellt, vorbei, dann im Teil  Kulturzentrum-Nordrheinwestfalen, wurden aus den Segelbooten eine Filmszene  zusammengestellt, wo Mädels im Scheinwerferlicht tanzten und außen auf der  gesamten Rasenfläche spielten verkleidete Frauen und Männer in bunter Folge  Bilder aus dem Theater, Film, Zirkus und Show. Nach dem Ausklang waren wir mit  den Segeln Teil eines gewaltigen Skulpturenparks. Fliegend wechselten nun die  dargestellten Bilder in fantastischen Farben und Formationen, jeweils mit  begeistertem Applaus belohnt. Nun kannten wir keine Hemmungen mehr, getragen von  der tollen Stimmung und Atmosphäre lief bisher alles hervorragend ab. Nach Massenformationen von 2000 Frauen und Mädchen mit Scheiben und Bändern,  Auftritt von Tanzgruppen, unser zweiter Auftritt, ebenfalls rasenfüllende Bilder  mit den Doppelbällen. Unser dritter Auftritt war einer der Höhepunkte des  Abends, inzwischen war es dunkel, und wir stellten das Bild Visionen dar. 120  Männer mit 8 riesigen weißen Tüchern bei Schwarzlicht wie in einer Diskothek,  bildeten riesige Pilze und Rollen nacheinander und gleichzeitig mit ständigen  Positionswechseln, wir bilden Iglus, die sich nach der Musik bewegten und von  innen mit Lampen bestrahlt wurden. Weiße Elfen tanzten nach Musik, die unter die  Haut ging, auf den ausgebreiteten Tüchern in Schwarzlichtscheinwerfern. Die  tanzenden Elfen wurden zum Abschluss von den Tüchern in riesigen Rollen vom  Rasen begleitet.
Zum Abschluss bildeten alle Tücher gleichzeitig hohe Pilze. Nach sekundenlangem  totalen Schweigen in der Dunkelheit, die Strahler waren inzwischen verloschen,  tosender Jubel von den Rängen, wahrhaftig eine beeindruckende Showidee und fast  perfekt vorgeführt. Eine tolle Lasershow, und der Fackelzug zum Abschluss riss  die Besucher nochmals von den Sitzen. Wir waren alle happy und zogen uns  teilweise noch im Fackelrauch um und packten unsere Taschen, verließen im  Gedränge und Geschiebe von 60.000 Menschen die Stätte dieses großen Ereignisses.  Spät in der Nacht, noch stark unter dem Eindruck des Erlebten, kam ich nach  Hause und konnte noch lange keine Ruhe finden. Ein Erlebnis, das ich nie  vergessen werde, und ich bin stolz, einer der vielen tausend Mitwirkenden  gewesen zu sein.

1990 Deutsches Turnfest Dortmund Bochum
 
1990 Deutsches Turnfest Dortmund Bochum
Vierzehn Männer an jedem Tuch, welches eine Größe von zehn mal zehn Metern hatte, bildeten riesige Pilze.